Gedenken zum 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2021 in der Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten
Gedenken zum 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2021 in der Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten
Ribnitz-Damgarten. Auch in diesem Jahr sprach auf unsere Bitte hin Genosse Johannes Scheringer, Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN BdA), aus Anlass des 76. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2021 gegen 16 Uhr am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in der Ribnitz-Damgartener Mühlenstraße wieder sehr eindrucksvolle Worte des Gedenkens. Unter anderem hob Genosse Scheringer an diesem Samstagnachmittag in seiner Gedenkrede an den Schwur von Buchenwald erinnernd hervor, dass dieser auch für ihn sein Leben lang gelte, der da laute:
"Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig. Zum Zeichen Eurer Bereitschaft für diesen Kampf erhebt die Hand zum Schwur und sprecht mir nach: Wir schwören! ...",
und erwähnte die Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, die dieser derzeit vor 36 Jahren am 8. Mai 1985 auf der Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages aus Anlass des 40. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges gehalten hatte. Doch habe der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker damals inhaltsgemäß unter anderem zum Ausdruck gebracht, als sei nur allein eine verbrecherische Clique um Adolf Hitler damals am 22. Juni 1941 für den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion und die unzähligen weiteren Verbrechen von 1933 bis 1945 verantwortlich gewesen. Das stimme so nicht.
In dem Zusammenhang erwähnte Genosse Johannes Scheringer die Worte des ehemaligen KZ-Häftlings des Konzentrationslagers Buchenwald-Dora und antifaschistischen Widerstandskämpfers sowie langjährigen stellvertretenden Präsidenten des "Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos" Emil Carlebach (* 10. Juli 1914 Frankfurt am Main; † 9. April 2001 ebenda), der damals am eigenen Leib jahrelang spürte, was Faschismus bedeutet und den er persönlich kennengelernt habe, unter anderem sagte, dass Hitler kein Betriebsunfall der Geschichte gewesen sei, sondern hinter den Kulissen, heute sei es leider wieder hochaktuell, die Weichen für den Faschismus gestellt worden seien.
Weiterhin hob Genosse Johannes Scheringer hervor, nicht nur er, sondern ebenso die Linke, die Gewerkschaften und viele weitere Demokratinnen und Demokraten würden dafür eintreten, dass der 8. Mai als Gedenktag für die Befreiung vom Faschismus in der Bundesrepublik künftig alljährlich ein gesetzlicher Feiertag werde, so wie es von der Berliner Landesregierung bereits für den 75. Jahrestag der Befreiung am 8. Mai 2020, allerdings nur einmalig in dem Jahr, beschlossen worden war.
Eckart Kreitlow, DIE LINKE und Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, dankte Genossen Johannes Scheringer für seine eindrucksvollen Worte des Gedenkens und darüber hinaus für sein bereits seit Jahrzehnten währendes Engagement zusammen mit dem Vorsitzenden des Norddeutschen Wanderbundes Herrn Eckhard Krüger bei der Organisation der seit 27 Jahren jeweils am 1.Mai stattfindenden Gedenkwanderungen von Barth nach Ribnitz-Damgarten zum Gedenken an den Todesmarsch der 800 weiblichen KZ-Häftlinge des damaligen KZ-Außenlagers Barth.
Wie die Ostsee-Zeitung in ihrer Ribnitz-Damgartener Ausgabe am 10. Mai 2021 berichtete, gedachten im Verlaufe des 8. Mai 2021 auch der Bürgermeister der Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten Herr Thomas Huth, Frau Silke Kunz als 2. stellvertretende Bürgermeisterin und der Leiter des Haupt- und Personalamtes Herr Stefan Krause den Opfern (siehe Screenshot Ostsee-Zeitung, Ribnitz-Damgartener Ausgabe, Seite 9, unten, vom 10.05.2021) und legten am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in der Ribnitz-Damgartener Mühlenstraße ein Blumengebinde nieder.
Des Weiteren konnten wir sehr erfreut feststellen, dass auch Genosse Egon Krenz, ehemaliger Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR, zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Gedenkveranstaltung zum 76. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus am 8. Mai 2021 in Ribnitz-Damgarten zählte.
Abschließend gedachte Eckart Kreitlow auch der Anfang dieses Jahres verstorbenen Antifaschistin und langjährigen Mitstreiterin Frau Brunhild Mickley (* 16. April 1948 - † 21. Januar 2021), der als ehemalige Leiterin der Friedhofsverwaltung Ribnitz-Damgarten und auch später in ihrem Ruhestand der Zustand und die Pflege aller Gedenkstätten in unserer Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten stets eine Herzensangelegenheit gewesen sei.
Brunhild habe sich bis kurz vor ihrem Tode dafür eingesetzt, dass dieses Mahnmal für die Opfer des Faschismus in der Ribnitz-Damgartener Mühlenstraße, wo wir uns heute hier befänden und das im Jahre 1965 feierlich eingeweiht wurde, eine Namenstafel angebracht wird, auf der an den Bildhauer und Keramiker, Bauhausschüler und Meisterschüler von Gerhard Marcks Wilhelm Löber (* 26. Februar 1903 in Neidhartshausen; † 28. Juli 1981 in Juliusruh) erinnert werden solle. Er erschuf das Mahnmal derzeit.
Über das Vorhaben, in den kommenden Monaten eine Namenstafel anfertigen zu lassen und gegebenenfalls dafür eine Spendensammlung durchzuführen, habe er bereits vor wenigen Tagen am 1. Mai nach der Abschlussveranstaltung der 27. Gedenkwanderung zum Gedenken an den Todesmarsch von Barth nach Ribnitz-Damgarten der 800 weiblichen KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagers Barth am 1. Mai 1945 auf dem Ribnitz-Damgartener Marktplatz mit dem Bürgermeister unserer Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten Herrn Thomas Huth gesprochen.
Eckart Kreitlow
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