Übergabebericht unserer Aktion Hilfe für Cuba 2007:
"Amistad es Patria", (Freundschaft, das ist Heimat!)
Nachdem wir im Jahre 2006 krankheitsbedingt die Spenden unserer Hilfsaktion leider nicht persönlich in Holguin übergeben konnten, war es uns 2007 wieder vergönnt.
Mit großer Vorfreude stiegen wir am Freitag, dem 09. November 2007, ins Flugzeug, das uns dann in gut 10 Stunden nach Cuba fliegen sollte.
Unsere 8,7 Tonnen Hilfsgüter waren schon Mitte Oktober bei uns abgeholt worden, zwischenzeitlich schon in Cuba angekommen und warteten nur noch auf unser Eintreffen.
Das dringend Benötigte war selbstverständlich schon direkt an die Stellen gebracht worden, wo man es schon sehnsüchtig erwartet hatte.
So mussten mehrere Häuserblocks evakuiert werden, weil nach 4-wöchentlichem Regen die Straßen den stetigen Wassermassen nicht mehr standhalten und kein Wasser mehr aufnehmen konnten. Ganze Straßen rissen auf und auch Häuser drohten zu versinken.
Sämtliche Pakete mit Kleidung, Decken und Bettwäsche wurden natürlich sofort in diese Katastrophengebiete gebracht, denn die Menschen dort haben durch den Regen alles verloren.
In Holguin angekommen, fiel uns gleich sehr angenehm der verjüngte Zoll auf. Durchweg freundliche Gesichter, die schnell und kompetent ihre Arbeit machten und uns freundlich willkommen hießen.
Ohne jedes Problem oder Erklärung durften wir unser Gepäck nehmen.
Ebenso das enorme Übergepäck, das aus kurzfristig erhaltener sehr schöner und modischer Bekleidung für Jugendliche sowie Kosmetikartikeln bestand, und den Flughafen verlassen.
Und vor der Tür stand auch bereits unser Empfangskomitee, bestehend aus: Oskar Lugo von Poder Popular Holguin und unserem guten Freund und Dolmetscher Richard Amaury, Michel und einem Übersetzer von der ICAP sowie Mildred, der Journalistin und unserer besten Freundin.
Jeder wollte zuerst reden und dann sah man nur noch tränende Augen. Zwei Jahre sind doch eine lange Zeit und es gab soviel zu erzählen.
Oskar Lugo erklärte uns noch kurz welche Übergabetermine er für uns vereinbart hatte und nach einer Stunde mussten wir dann Richtung Hotel losfahren.
Schon unterwegs fiel uns gravierend auf, dass viel mehr Autos unterwegs waren, als bei unserem letzten Besuch.
In der Stadt Holguin sah man auch einige ganz neue Wagen. Als wir dann auf der Straße ankamen, die zu den einzelnen Hotels führt, sahen wir schon die großen Schäden, die der unentwegte Regen durch den Tropensturm Noel verursacht hat.
Die Straße war stellenweise in der Mitte richtig ausgehöhlt, was ein Vorwärtskommen nur im Schritt-Tempo und mit maximaler Aufmerksamkeit möglich machte.
Endlich im Hotel angekommen, freuten wir uns nur noch auf das Schlafengehen, denn es war doch ein langer Tag gewesen.
Unseren ersten Sonntag verbringen wir traditionell immer bei Mildred. Sie wohnt immer noch im gleichen Haus, zusammen mit ihrer Tochter Mildrecita und deren Freund Tony.
Mildred hat uns viel erzählt über diese letzten zwei Jahre. Sie hatten Gutes für Holguin, aber auch Schlechtes.
Vieles ist in Holguin teurer geworden, bedingt durch Naturkatastrophen, Trockenheit, Regen und dadurch bedingte schlechte, magere oder auch gar keine Ernten.
Die Libretta verspricht zwar jedem Cubaner den Bezug der eingetragenen Mengen an Lebensmitteln, aber was ist, wenn es schon Mitte des Monats in den Geschäften oder auf den Märkten diese Lebensmittel nicht mehr gibt???
Dann muss man dort einkaufen, wo das Zahlungsmittel der neue Cubanische Peso ist.
Aber diese Währung ist nicht allen Cubanern zugängig und steht immer noch relativ hoch im Kurs. Mit Einführung stand der Kurs Peso/neuer Peso 300 zu 1!
Mittlerweile bekommt man schon für 25 Peso einen neuen Geldschein. Zudem hat die USA ihre Sanktionen schon wieder verschärft, um so den Cubanern das Leben noch schwerer zu machen.
Von Vorteil sind die neu hinzugekommenen Transportmittel, die den Holguineros die ewig langen Wartezeiten auf den Bus zumindest etwas verkürzen.
Vor den Toren Holguins wurde ein neues Stromkraftwerk gebaut und sehr viele Strommasten wurden durch neue ersetzt. Somit ist die Zeit der ständigen Stromausfälle hoffentlich beendet.
Unser erster Ausflug führte uns in die Stadt Holguin in das Krankenhaus, das für die Ausbildung aller Zahnärzte zuständig ist.
Zuerst durften wir bei einer Zahnbehandlung zusehen, die übrigens nicht anders verlief, als bei einem deutschen Zahnarzt.
Bei einem Gespräch mit der Chefärztin erklärte man uns dann noch, wie selten manche zahnärztliche Substanzen zur Verfügung stehen.
Von den vielen Kartons, die wir überbrachten, enthielt einer Dyract AP.
Diese Substanz hatte die Chefärztin schon lange nicht mehr in Cuba gesehen und sie freute sich unsagbar über diese hochwertige Spende.
Die zweite Station war die Kinderklinik von Holguin. Von der liebevollen Betreuung und Pflege der kleinen Patienten konnten wir uns selbst überzeugen und auch davon, dass hier viele Pakete mit Medikamenten unserer Aktion für Kinder abgegeben worden waren.
Bei einer Führung durch das gesamte Klinikum trafen wir auf eine kleine Gruppe von Medizinstudenten, die auf Anfrage von Karl erklärten, sie wären aus Bolivien und erhielten auf Cuba eine kostenlose medizinische Ausbildung.
Der junge Medizinstudent sprach sich sehr lobend über diese Geste Cubas aus und lobte das medizinische System über alles.
Nun fuhren wir weiter nach Calixto Garcia, in einen unserer Patenschaftskindergärten.
Es war schon erstaunlich nun die Spielzeuge zu sehen, die wir diesen Kindern in den vergangenen Jahren geschenkt haben. Alles war noch intakt.
Die Leiterin erklärte uns, dass die Kinder sehr, sehr vorsichtig mit dem deutschen Spielzeug umgingen, weil sie genau wissen, nach ihnen wollen noch viele andere Kinder damit spielen. Dies hat uns sehr gerührt!
Nach einem Rundgang im Haus, dem Verteilen von Bonbons und der Übergabe der Hilfsgüter führten uns die Kinder noch einen einstudierten Tanz vor und sangen uns Lieder.
Dann mussten wir auch schon weiter, versprachen aber, im nächsten Jahr wieder zu kommen und vier neue Planschbecken für die Kinder mitzubringen.
Die Grundschule von Calixto Garcia empfing uns schon mit freudigem Gesang. Die Kinder führten stolz ihr neu erlerntes Wissen vor und der Schulleiter freute sich sehr über die vielen mitgebrachten Bleistifte, Kugelschreiber und Buntstifte.
Im Jahre 2000 war Nolberto Vizepräsident von Holguin und wir lernten uns bei einem Besuch in seinem Amt kennen.
Ein schweres Herzleiden hat Nolberto gezwungen, seine Position aufzugeben und sich aufs Land zurück zu ziehen.
Eine wunderschöne Finca, die seine Familie bearbeitet, ist seine Lebensgrundlage und es geht ihm gut.
Unser Wiedersehen war sehr ergreifend und sehr herzlich.
Wir mussten versprechen, im nächsten Jahr einen ganzen Tag bei ihm zu verbringen und auch zu übernachten.
Nach dem Mittagessen ging es zurück nach Holguin in ein ganz besonderes Altersheim, wie Oscar Lugo es beschrieb.
Ja, es war auch ganz besonders, denn dort bietet man alten Menschen einen respektvollen Lebensabend.
Die Insassen empfingen uns in Schaukelstühlen sitzend und sofort wurden wir mit Fragen bombardiert, was schon für den hohen Intellekt dieser Menschen spricht.
Von einem deutschen Hersteller für Rasierartikel erhalten wir immer viele Pakete und so durften wir persönlich jedem Mann einen Rasierapparat und einen Rasierpinsel in die Hand drücken.
Diese Freude können wir nicht so einfach auf Papier bringen, sie war einfach da. Es war ein Moment der grenzenlosen Zufriedenheit und vielleicht war dies auch der Sinn des Lebens?
Im Gegenzug bekamen alle weiblichen Bewohner dieses Altersheimes eine Packung mit Zahnbürste und Zahnpasta und ein Schokoladenhäschen.
Oscar Lugo drängte schon, es wäre Zeit zum Weiterfahren, da kam ein sehr alter Mann mit einem ganz zerfurchten Gesicht und hielt in seinen verschafften, krummen Händen eine Gitarre.
Daraufhin bekamen wir die wohl schönste Version von Guantanamera zu hören, die jemals gespielt wurde.
Dieses wundervolle Spiel, die erhabene Stimme und im Hintergrund das leise Mitsingen der Mitbewohner , es war unbeschreiblich schön!!!
Wie schon angekündigt, wollten wir auch einmal die Provinz Gramna mit unseren Spenden erfreuen und fuhren in ein kleines Dorf, das sehr idyllisch an einem kleinen See lag.
Die Kinder hatten sich heute besonders fein gemacht und sich sehr auf den Besuch aus Deutschland gefreut.
Komisch ist dabei, dass nur immer wir eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen, wohingegen die Kinder ganz frank und frei fragten, erzählten und ohne jede Schüchternheit Lieder oder Gedichte vortrugen.
Oscar Lugo versuchte mit einem kleinen Zeichenspiel die Intelligenz der Kinder zu testen und wurde von einer 6-Jährigen, die die Antwort schneller als er selbst wusste, enorm beeindruckt.
In der Kita "Kleine Burg aus Honig" erfuhren wir, dass Maria nicht mehr Leiterin der Einrichtung ist und nun eine Stellung in Havanna angenommen hat.
Ansonsten haben wir noch viele Frauen im Kindergarten begrüßen dürfen, die wir schon viele Jahre kennen.
Es zeigte sich wieder einmal, wie gut die Versorgung der Kleinen auf nachgehen kann.
Zum ersten Mal führte uns Oscar Lugo in ein Waisenhaus. Von außen sah man schon das Kindgerechte und auch beim Eintreten in das Gebäude sprang uns Freundlichkeit und Licht ins Auge.
Die kleinen Kinder schliefen, darum mussten wir uns ganz still verhalten, aber wir durften zumindest einen Blick auf sie werfen und uns auch ansonsten von dem einwandfreien Zustand dieses Hauses überzeugen.
Für etwa 25 Kinder sind 15 Pflegerinnen zuständig. Das spricht wohl für sich!
Immer wieder haben wir Oscar Lugo gefragt, wo denn nun die riesigen Mengen an Medikamenten hingeliefert worden seien.
Er nannte uns verschiedene Adressen und plötzlich sagte er, hier könnt ihr euch auch einmal davon überzeugen, wo eure Medikamente stehen.
Wir fuhren ins Lenin-Krankenhaus. Das größte Klinikum Holguins. Man führte uns in eine Apotheke.
Dort erklärte uns Richard der Dolmetscher, dass hier nur Medikamente gelagert werden, die aus kubanischer Produktion stammen.
Es waren nicht allzu viele. Und weiter ging es eine Treppe hoch. Wir betraten einen riesigen Raum und erblickten wo das Auge hinreichte, unsere Medikamente, unsere elastischen Binden, unsere Wundpflaster.
Es war ein so schöner Moment, zu sehen, dass alles dort angekommen ist, wo es auch hingehört.
Man konnte uns ganz genau sagen, was aus der Lieferung aus Deutschland stammte und das war fast der gesamte Inhalt dieses riesigen Raumes.
Der Chefarzt des Lenin-Krankenhauses wollte es sich nehmen lassen, uns auch noch persönlich zu begrüßen und überzeugte uns dann auch wieder aufs Neue von der so außerordentlich gut organisierten Hilfe, jederzeit und kostenlos!!!
Ein Abstecher nach Havanna hat uns nun auch noch von dem Vorwärtskommen in Cuba überzeugt, aber auch davon, dass dies vorwiegend in Havanna passiert.
Die Läden in Havanna sind voll, die Häuser sind schön und werden immer noch restauriert.
Der Bevölkerung geht es besser, als den Menschen in Holguin, im Osten des Landes.
Bei allen Übergaben hat man uns angefleht, unsere Hilfsaktion fortzusetzen.
Die Menschen brauchen unsere Hilfe und wir werden auch 2008 wieder eine Aktion Hilfe für Cuba durchführen.
Auch Kinderbekleidung ist für unsere Aktion sehr wichtig, da diese auf Cuba nicht produziert wird.
Jeder hat uns nach Kinderkleidung gefragt und darum wollen wir Sie schon jetzt bitten, schicken Sie uns alles an Kinderkleidung, was Sie entbehren können.
Es darf natürlich nur Sommerkleidung sein und sollte sich in einem gutem Zustand befinden. Vom Babyalter bis zum Jugendlichen.
Bitte helfen Sie uns auch in diesem Jahr wieder unser Projekt der Liebe zu verwirklichen, denn Hoffnung ist eine gute Sache!
St. Ingbert, im Dezember 2007
Karl und Martine Schilp
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